Werte (1): Glaubwürdigkeit

Der Wert Glaubwürdigkeit hat in der öffentlichen Diskussion derzeit Hochkonjunktur.
Genaugenommen eigentlich schon länger, also mindestens seit ca. einem Jahr, so lange schon liegen die ersten Sätze zu diesem Artikel auf meinem Desktop – und immer wieder kamen neue Ereignisse, die dazu führen, dass ich inzwischen denke, für mich ließe sich das Jahr 2011 insgesamt unter die Überschrift „Glaubwürdigkeit“ bzw. die Krise derselben stellen.

Anfangs ging Herr zu Guttenberg erst aus seinem Amt, später in die USA, in Japan explodierte infolge einer Naturkatastrophe ein AKW und die (Welt-)Bevölkerung wurde von Unternehmenssprechern zunächst gar nicht, und später mehr schlecht als recht über den GAU informiert. Will ich wissen, was heute in Fukushima los ist, muss ich schon aktiv recherchieren, da die von mir konsumierten aktuellen Nachrichten keine Infos mehr liefern. Außerdem Eurokrise, weitere Skandale über Banken und Boni, kriselnde High-tec- und andere Unternehmen usw. Und zuguterletzt stolpert am Ende des Jahres der Bundespräsident mindestens über mangelnde Transparenz und die in der Bevölkerung verloren gegangene Glaubwürdigkeit – die restlichen Vorwürfe vermag ich nicht wirklich zu beurteilen, aber das machen in Kürze ja auch die Juristen für uns. Weiterlesen

Weihnachtsstimmung

Heute ist der Tag vor Heilig Abend.

Vor wenigen Wochen sind wir umgezogen in ein neues Zuhause. Es ist mir noch fremd, auch nach vier Wochen. Dabei sind die Möbel und Einrichtungsgegenstände die gleichen geblieben. Aber sie wirken ganz anders in der neuen Umgebung.
Ich trauere der alten Wohnung nicht nach. Sie war viel zu klein geworden, seit die Familie größer wurde. Auch die unmittelbare Umgebung war nicht mein Traumquartier gewesen. Ich wünsche mich also nicht zurück und war auch noch nie versucht, den falschen Weg auf der Fahrt nach Hause einzuschlagen. Aber meine Seele ist noch nicht angekommen im Neuen. … Weiterlesen

Bohnen für das Selbstbewusstsein

Im Schwäbischen gibt es das Sprichwort: „Et gschempft isch globt gnug“ frei übersetzt auf Deutsch: „Nicht getadelt oder kritisiert ist genug gelobt“.
Und ich glaube, nicht nur die Schwaben leben nach diesem Prinzip. Zuviel Lob könnte ja den Charakter verderben, könnte selbstgefällig werden lassen oder auch überheblich. Deshalb wird mehr kritisiert als gelobt, werden gute Leistung und Engagement als selbstverständlich angesehen. Und das handhaben wir nicht nur im Umgang mit anderen so, sondern auch im Umgang mit uns selbst. Weiterlesen

Selbstwahrnehmung – Fremdwahrnehmung

Sich dem Selbst anzunähern ist wie eine Entdeckungsreise. Und mancher, der sich auf diese Reise begibt, fühlt sich vielleicht wie Christoph Kolumbus. Denn oftmals kommen vielleicht geahnte, erwünschte, oftmals aber auch sehr unerwartete Erfahrungen zustande:

Wer bin ich denn überhaupt? Was macht mich aus? Welche Eigenschaften? Welche Fähigkeiten? Welche Werte? Welche Emotionen? Welche Charakterzüge? Bin ich die Summe meiner Wünsche, meines Willens, meines Bedürfnisses nach Ästhetik oder Harmonie, meines Glaubens oder meiner Spiritualität? Bin ich die Rolle, die ich täglich spielen muss?

Gibt es einen Kern, der stabil ist und dann ein Äußeres, das sich verändern kann. Bin ich abends noch die gleiche, die morgens aufgestanden ist?
Die Frage danach, wer ich bin, ist wahrscheinlich so alt wie die Menschheit, so alt, wie Menschen aufgrund ihrer Sprache selbstreflexiv über sich nachdenken können. Weiterlesen

Multitasking – der Anfang vom Ende einer Illusion

Was ist das Praktische an einem Schweizer Taschenmesser?
Es hat viele verschiedene Werkzeuge und Instrumente in einem integriert und ist deshalb vielfältig zu benutzen. Ein Arbeitsgerät mit vielen Funktionen. So ist das Taschenmesser geradezu zum Sinnbild für Multitasking geworden.
Aufgrund der vielfältigen Anforderungen, die v.a. Familienfrauen oder
-männer mit klein(st)en Kindern in kürzester Zeit bewältigen müssen, sind sie zum anderen Symbol für die Fähigkeit geworden, vieles gleichzeitig erledigen zu können.
Weil die Mehrzahl derer, die die Familienarbeit bewerkstelligen, Frauen sind, lautet das Vorurteil, das sich über Jahre hin aufgebaut hat, auch: „Frauen sind besser im Multitasking“.

Bei aller Wertschätzung oder auch Selbstbehauptung, die darin zum Ausdruck gebracht werden mag, versteckt sich in dieser Aussage oftmals auch der Anspruch, noch mehr in noch kürzerer Zeit zu arbeiten und zu leisten.
Es bleibt bei aller Anstrengung dann auch auf jeden Fall bei dem „Mehr“ – denn besser wird die Arbeit sicher nicht. Weiterlesen

Wildwüchse vermeiden

Seit der Winter milder geworden ist, breche ich nach Möglichkeit einmal die Woche zum Hof meiner Eltern auf, um die dortigen Bäume zu beschneiden. Ich mache das seit Jahren. Es hilft mir, auf dem Boden zu bleiben, und aus einem gesunden Abstand heraus über mein Tun und Lassen zu reflektieren.

Das Beschneiden von Bäumen ist ja eine ziemlich spannende Sache. Wer dauerhaft hochwertiges Obst ernten will, muss radikal umgehen mit seinen Bäumen. Wer hier zu nachlässig oder auch manchmal zu weich ist, hat innerhalb von wenigen Jahren ein ziemliches Gestrüpp, das qualitativ minderwertige Ware liefert, oder aber muss mit ansehen, wie Schmarotzer sich über den Baum ausbreiten, und sich, sind sie einmal da, nur schwerlich wieder entfernen lassen. Weiterlesen

Vom Rhythmus des Lebens

Kennen Sie die „Poème Symphonique“ für 100 Metronome von György Ligeti? Ich bin durch einen Studienfreund darauf aufmerksam geworden, der vor fast eineinhalb Jahren diese Klanginstallation im Rahmen einer Lesung zum Thema „Zeit und Rhythmus“ zur Aufführung brachte.
Ich selbst war gar nicht da, sondern habe nur einen entsprechenden Zeitungsartikel gelesen, als ich wissen wollte, wo mein Freund, den ich zugegebener Maßen etwas aus den Augen verloren hatte, denn abgeblieben ist.
100 verschieden eingestellte Metronome, die unterschiedliche Takte vorgeben und am Ende mit den vielen sich überlagernden Rhythmen gemeinsam doch eine komplexe Gesamtstruktur ergeben. Ich bin an diesem Bild hängengeblieben, weil es mir als Metapher vieles zu verdeutlichen scheint. Weiterlesen

Werbung in eigener Sache

Erfreulicherweise kann ich nach neun Monaten als „Bloggerin“ feststellen, dass meine Seite aufgerufen und meine Texte gelesen werden. Herzlichen Dank allen, die mit ihren Kommentaren eigene Erfahrungen, Anregungen oder auch einfach ein Feedback beitragen. Es dürfen aber gerne noch mehr sein.

Meine Arbeit lebt von der Kommunikation, sei sie mündlich oder eben auch schriftlich. Als Coach und Trainerin gebe ich nicht nur Wissen weiter, sondern reflektiere mit meinen Klientinnen und Klienten ihren jeweiligen Umgang mit bestimmten Situationen, mit Konflikten, mit Einstellungen und letztlich mit sich selbst. Weiterlesen

„Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht“

Eine Binsenweisheit, sicher, aber eben doch eine Weisheit. Wachstum braucht Zeit, und daneben günstige Bedingungen, die dieses Wachstum unterstützen.
Gras braucht bekanntermaßen Erde, Wasser und Sonne als Minimalbedingungen, damit es wachsen kann. Und dann eben Zeit.

Auch wenn wir es häufig nicht wahrhaben wollen – so wie die Dinge der Natur Zeit zum Wachstum und zur Veränderung brauchen, so auch die Veränderungen in uns. Bis aus einer Einsicht tatsächlich verändertes Verhalten wird, braucht es oft Monate, manchmal sogar Jahre. Von Friedrich Dürrenmatt ist überliefert: „Das Rationale am Menschen sind seine Einsichten; das Irrationale, daß er nicht danach handelt.“ Weiterlesen

Leitbild für verantwortliches Handeln in der Wirtschaft

Haben Sie es mitgekriegt? Ich nur, weil ich von netten Menschen darauf aufmerksam gemacht wurde: 21 Unternehmerinnen und Unternehmer, Manager und Vorstandsvorsitzende von Großunternehmern ebenso wie von familiengeführten mittelständischen Unternehmen haben vergangene Woche eine Selbstverpflichtung und ein Leitbild für verantwortliches Handeln in der Wirtschaft unterzeichnet. Mehr Information dazu finden Sie hier.

Skeptiker mögen mal wieder einwenden: Papier ist geduldig…
Für mich stellt dieser Prozess der Selbstverpflichtung aber mehr dar: Er ist ein Ringen nach Werten. Und wenn das erste Prinzip Weiterlesen