Werte (2): Dankbarkeit

Heute ist Erntedankfest. Da ich selbst die letzten Tage viel Zeit mit der Ernte der Äpfel meiner Eltern verbracht habe, ist mir Erntedank dieses Jahr besonders nahe gekommen. Und das, was heute früh im Gottesdienst an Lebensmitteln zu einem schönen Erntealtar aufgebaut wurde, hat im wahrsten Sinn des Wortes begreiflich gemacht und vor Augen geführt, wie dankbar wir hierzulande sein können.

Dankbarkeit ist eine Haltung, die mir in den letzten Jahren immer wichtiger wurde. Vielleicht ja, weil ich sie häufig vermisse.
Stattdessen erlebe ich – und vielleicht teilen Sie diese Erfahrung – häufig ein Übermaß an Klagen und Jammern über das, was man nicht hat, über ein zuwenig hier und zuviel dort.

Wohlgemerkt, es geht mir nicht darum, dass die Klage nicht auch ihren Grund und ihren Ort hat. Es gibt auch in unserer Gesellschaft trotz allen Reichtums vieles, was beklagenswert ist.
Aber: Klagen und Jammern führt dazu, dass der Blick einseitig auf den Mangel, auf das Fehlende gerichtet wird, es trägt bei zu schlechten Gefühlen und verstärkt depressive Stimmungen. Und dabei ist es egal, ob über den Mangel im materiellen Bereich geklagt oder auch das Fehlen immaterielle Werte bemängelt wird.

Die Klage versperrt den Blick auf das, was funktioniert und deshalb ist es heilsam und hilfreich, ihr als Gegenpol die Haltung der Dankbarkeit beizugesellen. Denn Dankbarkeit macht das andere: Sie richtet den Blick auf das Positive, sie erkennt das Lobenswerte, sie entdeckt die kleinen Fortschritte, sie macht gute Gefühle, schafft Zufriedenheit und verbreitet Freude. Und bei all dem macht sie resistent gegen Stress und erhält gesund.

Immer wieder empfehle ich deshalb im Coaching und manchmal auch im Freundeskreis täglich ein paar Minuten darüber zu meditieren, wofür Dankbarkeit empfunden werden kann. Das können die „großen“ Dinge sein wie das Glück, in Frieden leben zu können, sehr persönliche wie die eigene Gesundheit, eine gelingende Partnerschaft, eine Arbeit, die ernährt, oder auch sehr kleine wie der Duft der späten Rose, die letzten Beeren, die noch vor dem ersten Frost geerntet werden, ein Lächeln oder Lachen, ein schönes Zuhause, Freunde usw.

Wenn Sie anfangen darüber nachzudenken, wofür Sie dankbar sein können, werden auch Ihnen sicherlich sehr viele Dinge einfallen. Sie werden erkennen, dass unter der Perspektive der Dankbarkeit vieles „Selbstverständliche“ einen neuen Wert erhält und damit auch eine neue Wertschätzung.

Wenn Sie darüber hinaus ihre persönliche Dankbarkeitsliste aufschreiben, dann haben Sie ein probates Gegenmittel um „schlechte“ Stimmung zu vertreiben. Ich wünsche viel Erfolg dabei und täglich vieles, wofür Sie dankbar sein können.

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