Vom katastrophisierenden Denken

In meinen Trainings zum Stress- und Selbstmanagement erlebe ich immer wieder die gleiche Situation:
Mir sitzt ein Mensch gegenüber, der oder die spielt in diesem Fall keine Rolle, da ich noch keine Geschlechtsunterschiede feststellen konnte. Dieser Mensch erzählt mir im weitesten Sinne von einer Konfliktsituation, in der er sich befindet. Ebenso vorausschauend wie wir alle sind, antizipiert unser Mensch alle möglichen Konsequenzen – und hakt zielsicher ein beim größtmöglich anzunehmenden SuperGAU, bei der Katastrophe, die eintreten könnte, die passiv, hilflos und manchmal auch depressiv macht, auf jeden Fall sprachlos, so groß ist sie, dass sie nicht beschrieben werden kann – und die erfahrungsgemäß emotional ein echter Weltuntergang ist…
Was passiert denn wirklich, wenn wir Erwartungen anderer nicht erfüllen, wenn wir den Haushalt mal nicht perfekt in Schuss halten, wenn wir unseren Chef damit konfrontieren, dass es auch noch Lebensbereiche außerhalb der Arbeit gibt.
Meist passiert rein gar nichts, außer dass die scheinbare Harmonie nicht mehr ganz so harmonisch ist, dass man sich einem anderen Menschen gegenüber vielleicht mal durchgesetzt hat, dass man vielleicht sogar Anerkennung für sein Verhalten erntet. Oft erwerben wir uns Respekt dadurch, dass wir Prioritäten setzen und uns nicht zum Spielball fremder Ansprüche machen lassen.
Was auf jeden Fall nicht passiert ist folgendes: Die Welt geht nicht unter und sie hört auch nicht auf, sich zu drehen.
In diesem Sinne stellen Sie sich zwischendurch die Frage:
Was kann eigentlich im schlimmsten Fall passieren, wenn ich das jetzt mache oder eben auch nicht mache…?

2 Kommentare to “Vom katastrophisierenden Denken”

  1. Chris said:

    Jun 29, 10 at 17:55

    Liebe Schäferin,

    ich frage mich gerade warum manche Begriffe oftmals noch sprachlich getoppt werden müssen, obwohl diese schon durch den Begriff selbst das Maximum darstellen.

    GAU beschreibt den größten anzunehmenden Unfall, also kann es keinen SuperGAU geschweige denn einen größten anzunehmenden SuperGAU geben. Das wäre wie wenn man von einer endlosen Unendlichkeit sprechen / schreiben würde.

  2. schaeferin said:

    Jun 30, 10 at 19:31

    Lieber Chris,
    da hast du recht. Ich könnte mich nun natürlich damit herausreden, dass ich die Tautologie hier sehr bewußt als rhetorisches Mittel eingesetzt habe, um die Verzweiflung, die in dieser Annahme liegt, spürbar zu machen. Aber so viel habe ich bestimmt nicht gedacht. Also danke für den Einwand und den Hinweis, auch sprachlich sorgfältig zu bleiben.


Hinterlassen Sie eine Antwort